Doc Patchex Son

..... ein Neubeginn geschrieben von Katrin Langenbeck

Patchex PokaleNun ist es geschafft!

Die EWU German Open 2013 ist durch und Patchex hat sein letztes Turnier und seine letzte „Bewegungseinheit“ unter einem Westernsattel einhändig im Bit absolviert.

Natürlich bin ich stolz, daß mein kleiner brauner „stock type“- Quarter mehrere Landesmeistertitel HH/SH, einen Deutschen Meistertitel SuHo, Finalteilnahmen in vier verschiedenen Westernreitdisziplinen auf deutschen Meisterschaften und diverse „AllAround“- Champion-Titel auf EWU-Turnieren erringen konnte – aber mehr noch bin ich unendlich dankbar, daß er das unbeschadet überstanden hat!

Seit über zwei Jahren arbeiten Patchex und ich unter Jörg´s unermüdlicher Anleitung und kritischem Blick an einer Verbesserung der ganz elementaren Punkte der so viel zitierten und (zumindest im Westernreitsport) leider annähernd ebenso häufig ignorierten Ausbildungsskala: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung…. Das ganze natürlich mit passendem Dressursattel, Trense etc.pp

Patchex hat dabei seine Kniegelenke entdeckt 😉 und ich freue mich wie eine Königin, wenn es mir durch zunehmend feinere Hilfengebung gelingt, ihn dazu zu bringen seine naturgemäß tiefergelegte Widerristbasis über das Niveau der Schulterblätter anzuheben und den Rücken über langsam länger werdende Phasen schwingen zu lassen. Ich liebe es mein Pferd aus seiner Box/ vom Paddock zu holen und in ein waches, motiviertes Pferdegesicht zu blicken. Ich kriege feuchte Augen, wenn mein Pferd heute auf gepflastertem Boden geht und ich einen glasklaren Viertakt höre, bei dem alle vier Hufe gleichmäßig fest und ohne „patschen“ oder „schlurfen“ auffußen. Ich kann nicht oft genug über seine (jetzt an den richtigen Stellen) zunehmende Oberhalsmuskulatur streicheln; ich kann mich nicht an seiner wachsenden äußeren und inneren Ausbalanciertheit sattsehen ……..

….. und es nervt mich so kolossal, wenn mit Auflegen des (wohlgemerkt maßgeschneiderten) Westernsattels und Anwenden der einhändigen Zügelführung im Bit schlagartig ALLES wieder flöten ist.

Ich habe für mich erkannt, daß zumindest mein Quarterhorse trotz wirklich herausragenden Interieurs in der Westernreitweise kontinuierlich auf der Vorhand latscht, die Vorderbeine ausschließlich mit Hilfe seiner Unterhalsmuskulatur aus dem Sand hieft, den Rücken komplett festhält und eine schlurfende und steife Hinterhand mehr schlecht als recht taktunrein hinter sich herzieht …. Wenn ich früher sehr viel Freude am Westernreiten im Allgemeinen und auch dem Westernturnierreiten im Besonderen hatte, kann ich diese Wahrnehmung jetzt keinesfalls mehr ignorieren! Durch das Arbeiten nach den Prinzipien der klassischen Reitlehre darf ich zunehmend lernen zu fühlen, was Bewegung in Harmonie eigentlich sein kann. Es ist für mich eine so erfüllende Herausforderung die Natürlichkeit der Pferdebewegung nicht nur zuzulassen, sondern durch mein reiterliches Einwirken sogar zu fördern und damit auch mein Pferd glücklicher/schöner/stolzer machen zu können. Dafür verzichte ich liebend gerne auf das Turnierreiten mit gelegentlichen  „Schleifen“ und Ehrenrunden……

Ich hoffe, daß vielleicht der Eine oder Andere versteht, was ich versuche zum Ausdruck zu bringen und ich wünsche mir insbesondere für die Pferde im Westernturniersport sehnlichst, daß mittelfristig  ein Umdenken stattfindet und das derzeitige „Schönheitsideal“ von kurzfußend- steif- schief- schiebend, kontinuierlich „rückwärts“ gerittenen Pferden ad absurdum geführt wird!!

Seid kritisch mit Euch und Eurem Umgang mit dem Euch anvertrauten Tier – sie haben es so verdient! Und außerdem macht es wirklich 1000 x mehr Spaß!!!!

 

Comments

  1. Hallo Kathrin,
    Ich denke, Taktreinheit und Schwung sind weniger eine Frage der Reitweise, sondern eine Frage der Reitqualität. Und wenn diese im Bit einhändig verloren gehen, wohl ebenfalls. Es ist – wenigstens nach meiner Erfahrung – deutlich einfacher, mit, und sei es noch so leichter Anlehnung, zweihändig zu reiten, als dieselbe Performance einhändig zu erreichen und auch in schwierigen Manövern zu erhalten.
    In einem gebe ich Dir allerdings Recht: welche Leistungen gelegentlich vor allem in der WPL selbst auf renommierten AQHA-Turnieren in der Profiklasse mit der blauen Schleife belohnt werden, hat mit Geraderichten und Takt wenig zu tun. Da wird restlos alles dem Dogma der Langsamkeit geopfert. Aber nun soll ja sogar in den USA ein Umdenken stattfinden und der raketenhafte Aufstieg der Ranch Pleasure zeigt, dass die Reiter scheinbar die Nase voll haben von dem langsamen Humpeln.
    Dir weiterhin viel Spaß mit Deinem Dressur-Quarter
    Doris Jessen

  2. Marion Jetter meint

    Hallo Kathrin!
    Ich reite war kein Western, war mit meinem aber mal in einem Westernstall. Und was ich dort sah, beschreibt das, was Du schreibst. Ich hoffe, dass bald ein Umdenken stattfindet. Du gibst mir Hoffnung, dass es bald mehr geben wird, die erkennen, dass es so nicht gehen kann und darf!
    Viel Erfolg und vor allem viel Spaß weiterhin! Ich weiß auch, wie es sich anfühlt, in völliger Harmonie, also Eins mit dem Pferd zu sein. Es ist ein erhebendes Gefühl, dass ich nicht mehr missen möchte! 😉
    Weiter so!
    Liebe Grüße,
    Marion

  3. Hallo Katrin,
    ich kann Dir in all diesen Punkten nur 100prozentig Recht geben.
    Ich selbst bin aus denselben Gründen vor 5 Jahren aus dem erfolgreichen Westernturniersport ausgestiegen und reite seitdem nach klassischen Grundsätzen.
    Ich liebe es und es ist wie eine Sucht wenn mein Pferd sich hebt, stolz wird und wir in absoluter Harmonie wie auf einem Wellenberg dahinschweben.

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